Die Raaber Gröppen mit Worten wie „Hohlweg“ oder „Kellergasse“ zu umschreiben, ist eine Verkürzung, die dieser Einzigartigkeit in Oberösterreich nicht gerecht wird. Die geologische Besonderheit der „Enzenkirchner Sande“ ermöglichte es, tiefe Keller ohne weitere Abstützungen in den Sandboden zu graben. Die geringe Korngröße der Enzenkirchner Sande und die dadurch bedingten winzigen Zwischenräume lassen nur eine schwache Luftzirkulation zu und speichern Feuchtigkeit: durch Kapillarwirkung wird die Feuchtigkeit gleichmäßig im Sand verteilt. Zusammen mit der das ganze Jahr über gleichbleibenden Temperatur von rund 8 Grad ergeben sich in den Kellern optimale Lagerbedingungen für Obst, Gemüse, Most und Bier.
Gröppen entstanden durch uralte Verkehrswege. Während Eintiefungen durch Gewässer parallel zu den umgebenden Hügeln verlaufen, wurden diese durch die Gröppen quer durchschnitten.
Ursprünglich führten vor Jahrhunderten die Fahrwege über die Geländekuppen hinweg. Die Räder der Wagen, die Hufe der Pferde und Klauen der früher häufig als Zugtiere eingesetzten Ochsen lockerten den weichen Sandboden der unbefestigten Straße und starke Regengüsse schwemmten die kleinen Sandkörner fort. So kam es zu V-förmigen Eintiefung, wobei die im Sand erhaltenen Schlierbänder an der Stabilisierung der Hänge wesentlich Anteil hatten und zu ihrer extremen Steilheit beitrugen.
Die Besonderheit einer Gröppe konnte nur in dem sehr kleinen Gebiet der Enzenkirchner Sande entstehen: Diese kommen als zusammenhängende Decke in den Gemeinden Enzenkirchen, Raab, St. Willibald, Diersbach, Sigharting, Taufkirchen an der Pram und Andorf vor. Der Sand ist fein, grau und relativ fest, die Korngröße schwankt zwischen 0,1 und 0,3 mm. Das ist das zehn-bis hundertfache jenes Schliers, auf dem die Sande lagern und von denen sie durchzogen werden. Durch diese Schlierbänder werden die Sandhügel so verfestigt, dass die Gröppen mit ihren Kellern stabil bleiben.
Die Enzenkirchner Sande wurden bis um 1950 wegen ihres hohen Mineralstoffgehaltes genauso wie der Schlier als Dünger verwendet.
„Das Wort Gröppe hat eine sehr eng begrenzte Verbreitung, worauf alleine schon das Fehlen im Wörterbuch zur Oberösterreichischen Mundart hinweist. Der Ausdruck ist offensichtlich in Oberösterreich nur bei den Bewohnern des Gebietes der Enzenkirchner Sande und wenig darüber hinaus im Innviertel in Verwendung. Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm scheint das Wort Greppe auf, das nach diesen Autoren nur im Schwäbisch-Bayrischen nachzuweisen ist und mit Grube und graben im Zusammenhang steht. Die Greppe ist ein vom Wasser ausgespülter Graben, in dem ein Fahrweg verläuft, also ein Hohlweg. Diese Charakterisierung stimmt mit den gegenständlichen Gröppen überein.“
(Zitat aus Lindlbauer, Reinhard „Als das Bier noch in den Sandkellern lagerte“, Raab 2007, S. 74 u. 75, nach Grims, Franz, Abhandlung über die Raaber Kellergröppen, 2000, S. 5-6)
Quelle: Lindlbauer, Reinhard: „Als das Bier noch in den Sandkellern lagerte“, Raab 2007 (S. 74-80).
Das Buch ist beim Marktgemeindeamt Raab +43 77 62 22 55 und bei den Raaber Museen erhältlich. Es bietet eine Fülle von weiteren Informationen wie beispielsweise die Flora und Fauna der Gröppen.