Mit letzer Bestimmtheit kann die genaue Bedeutung und Funktion der geheimnisvollen „Dachrakeln“ oder auch „Plankenköpfe“ im Heimathaus Richard Eichinger in Enzenkirchen wohl nicht mehr geklärt werden.
Ein Erklärungsversuch stammt von Felix Manzenreiter, der unter anderem auch auf die Enzenkirchner Stücke Bezug nimmt. Hier zusammengefasst einige Passagen des Textes:
Bei den untersuchten Plankenköpfen handelt es sich um Kantholzblocks mit reliefartig herausgearbeiteten Figuren an der Stirnwand alter Stadel am unteren Inn. Sie kommen ausschließlich an Vierseithöfen vor. Die etwa 40-70 cm hohen und 10-20 cm starken Blocks sind von unten, in den mundartlich Plangariedl genannten, waagrechten Bundbalken unterhalb des Giebels eingezapft.
Die Bedeutung des Schnitzwerkes ist nicht eindeutig nachzuweisen. Im westlichen Sauwaldgebiet kommen vorwiegend naturgetreu nachgebildete Taubenpaare, im Verbreitungsgebiet der Vierseithöfe Eulen und eulenartige Figuren vor. Viele Motive sind nicht eindeutig zu erkennen. Von Zeitzeugen werden die Figuren als „Taubenstöcke“ oder „Fürköpfe“ bezeichnet und als reine Stadlzier angesehen.
Ein Zimmermann arbeitete durchschnittlich einen Tag an einem Plankenkopf, meist sechs wurden je Stadl angebracht. Dies führt zu der Frage, ob eine reine Dekoration für unsere Vorfahren, speziell in wirtschaftlich schlechten Zeiten, genug Beweggrund für diese bautechnisch unnötige Ausgabe gewesen sein kann.
Der ursprüngliche Sinn und Zeck der Taubenstöcke ist für uns nur zu erfassen, wenn es uns gelingt, in die Gedankenwelt der bäuerlichen Bewohner dieses Landstriches in der Zeit der Fertigung einzudringen. Ungewöhnlich langes Festhalten an vorchristlichen Vorstellungen und eine starke Beziehung zu allen gegenständlichen Glaubenssymbolen ist charakteristisch. Die kultischen Motive von Schnitzereien und Malereien waren bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts noch mit Wunschvorstellungen verknüpft. Danach verlor sich ihr Sinngehalt, die Symbole selbst blieben als reine Ziermotive erhalten und wurden bis in die Zwischenkriegszeit von neu angefertigt bzw. erneuert.
werden nicht nur als sonnen- und Wächtertiere angesehen, sondern auch als lebendiges Bild für die Fruchtbarkeit. Darüber hinaus war bei uns auch eine vor Blitz und Feuer schützende Funktion von Vögeln im Dachbereich von Gebäuden bekannt. Die als Schutz gegen verschiedene Schadenszauber angesehene Taube lässt sich bis in die Hallstattzeit zurückverfolgen. Taubenstöcke scheinen für gutes Wachstum und Gedeihen auf den Feldern und Fluren verantwortlich gemacht worden zu sein und auch als Schutzsymbole für die Bewahrung des im Stadl eingelagerten Erntegutes vor Blitzschlag angebracht worden zu sein.
Wegen ihres eigenartigen, gnomenhaften Aussehens, ihrer auf Wachsamkeit hindeutenden großen Augen und ihres oft plötzlichen Escheinens, bedingt durch ihren lautlosen Flug, hat die Eule die Phantasie unserer bäuerlichen Vorfahren immer sehr stark angeregt. Man hat dem dämonisch wirkendem Tier auch besondere Kräfte zugeschrieben. Zum Beispiel, das das Annageln einer Eule oder eines Teiles von ihr an Scheunen vor Blitzschlag und anderem Unheil schützen solle. Aus Holz nachgebildeten Tieren schrieb man ähnliche Kräfte zu. Dieses Annageln wurde noch um 1910 nachgewiesen. Aus welchen Beweggründen Tiere wie Fledermäuse und Eulen zu dieser Zeit an der Stadlwand angebracht wurden, lässt sich nicht mehr feststellen.
Neben Tauben und Eulen gab es weitere Tierfiguren mit entsprechenden Funktionen. So kommen auch stilisierte Pferdeköpfe vor. Unter anderem betrachtete man das Pferd vor langer Zeit als Sonnentier und die Bauern billigten seinem Kopf bis ins 18 Jahrhundert abwehrende und schützende Kraft zu.
Manche Plankenköpfe waren mit Sinnzeichen bemalt. So konnten seitlich beispielsweise Blätter dargestellt sein, die Wachstum, Erneuerung und Fruchtbarkeit symbolisierten.
Häufiges Zeichen ist die Spirale, das Symbol für den Kreislauf der Sonne. In Verbindung mit den Tierschnitzereien sind auch, je nach Betrachtungseise, Bandmuster mit Rauten oder Mal-Zeichen ausgeformt worden. Sowohl das Malkreuz als auch die Raute drückten einen Vermehrungswunsch aus und waren somit Fruchtbarkeitssymbole.
Quelle: Manzenreiter, Felix: Der Plankenkopf. Vom Sinngebilde zur Stadelzier. S. 73-82 in: der Bundschuh. Heimatkundliches aus dem Inn- und Hausruckviertel 3, Ried im Innkreis, 2000.